Nein, es war noch nicht Saisonabschluß!
So, kurz entschlossen habe ich das Wochenende von unwesentlichen Terminen freigeräumt und mich auf den Weg gemacht. Schon lange wollte ich mal im Grenzgebiet von Trentino und Lombardei die Strecke von Anfo über den Maniva-Paß (Dosso Alto) und dann weiter über den Croce Domini fahren: gut 40 km mit schönen Schotter-Anteilen bis auf rd. 2300 m Höhe. Also los, dieses Mal mit der TT vulgo "Nato-Runzel" ...
Am Samstag um 0930 Uhr über den Brenner gestartet, noch recht "zapfig", aber einsam. Nicht mal die sonst zu erwartenden Tourentech-Vollausstatter waren da - wahrscheinlich schon alle abgemeldet. Erste Pause mit vorzüglichem Mittagsmahl in meiner geliebten Alten Post in Atzwang. Sonne, 22° C - was will man mehr.
Weiter nach Trient (durchs Etschtal auf der Autobahn) und von dort über das Sarche-Tal nach Riva. Am Castel Toblino Sonnenpause mit Pfeife und das Ausspähen einer Klettersteigroute, die mir noch fehlt.
Doe Route verläuft mehr oder weniger durchgängig im senkrechten Bereich in der Verschneidung - ausgesetzt "at it's best!"
Über das Ledrotal und das Val d'Ampola ging es weiter zum Idrosee. In Anfo dann schließlich steil hinan zum Objekt der Begierde - dem Einstieg in die Dosso Alto-Strecke.
Anfänglich verläuft die alte Kriegsstraße noch asphaltiert, ist aber durchgehend einspurig und schlängelt sich steil nach oben zu den zahlreichen Pässen (die man aber bis zum Maniva nicht merkt, weil man hier immer auf der Kammhöhe herumkurvt. Immer am Rande des wallenden Nebels ging es weiter.
Auch Tunnel gibt es - eng, unbeleuchtet und patzig, wie es halt sein muss.
Und breiter wird die Straße auch nicht ...
Dafür aber asphaltfrei, zumindest wieder einige Kilometer.
Und die Stimmungen sind wirklich beeindruckend, wie auch die Straße selbst:
Am Maniva holt einen dann die Realität wieder ein. Ein "Basislager" für den "schönen Wintertourismus" mit Großparkplätzen und verödeten Flächen. Schön, dass da wenigstens ein schönes Moped steht ...
Gottseidank ist auch hier fast niXS los. Ein paar SUVs (die endlich einmal "artgerecht" gehalten werden!) und ein paar versprengte Wanderer, also weiter Richtung Pso. Croce Domini. Zuerst mal wieder auf Asphalt, mit beeindruckenden Ausblicken.
Dann wieder auf Naturstraße, garniert mit Eisresten in den Schattenpassagen, mit aufgeweichtem Schlamm und beeindruckenden Wasserrinnen.Und immer mit begeisterndem Ausblick ...
Und mit einer Sonne, die zum Schattenspielen förmlich auffordert.
Dann geht es dem Ende der Passstraße zu und ich schwinge auf der SEHR kurvigen und engen Strecke nach Osten Richtung Bagolino. Dass ein "local" mit seinem "Kürbis" nicht hinterher kam, verschweige ich natürlich ... Aufpassen musste man aber, weil die Straßen ab der Waldgrenze teilweise zentimeterhoch mit Lärchennadeln bedeckt waren. Sieht zwar sehr schön aus, ist aber titanisch rutschig, wenn mit Feuchtigkeit in Verbindung. Und das war eigentlich toujours so. Die "brennenden" Lärchenwälder waren aber von einer berückenden Schönheit ...
So schön, dass an eine weitere Pause gedacht werden musste. Zwar wurde es nun schon etwas kühler - es war 1600 Uhr geworden - aber das Licht, die Ruhe und die Stimmung wollten einfach aufgesogen werden. Die Fotos sind nur ein schwacher Abklatsch ... auch wenn man sieht, dass die TT "putzbedürftig" ist und dass es wirklich viele Lärchennadeln hatte..
Dann also Ankunft in Bagolino, im stimmungsvollen Albergo Al Tempo perduto. Ein passender Name eigentlich, auch wenn es ein Palazzo aus dem 16. Jahrhundert ist, der da umgerüstet wurde. Das Moped wird stilgerecht irgendwo im Häusergewirr abgestellt. Gottseidank wurde noch nicht alles "auf neu" gemacht - die alten Steindächer dürften noch ein paar Jahrhunderte halten. So wie auch die Fundamente der Häuser des Ortes, der beeindruckend am Hang "klebt" (Warum manche Bilder nicht gedreht sind - ich weiß es nicht).
Ein vorzügliches Mahl mit einer Flasche Teroldego rundet den Tag ab und ich bin rechtschaffen müde. Nach einer geruhsamen Nacht und einem guten Frühstück bin ich um 0900 Uhr wieder auf dem Weg. Weil es doch noch recht kühl ist, suche ich mir eine Straße auf der Sonnenseite und so schlängle ich mich auf der SP241 durch die herbstbunten Wälder - und genieße schließlich die schönen Ausblicke auf den Idrosee.
Weiter geht es Richtung Tione, nicht ohne dem alten Grenzfort Larino einen Besuch abzustatten. Es hat - wie so viele dieser Bauten, seinen Zweck nicht erfüllt - der Krieg fand dann woanders statt.
Zurück im Sarchetal ging es dann noch schnell auf den Monte Bondone - und die Aussicht hat in jeder Hinsicht entschädigt für diesen Abstecher. Die schroffen Türme der Brenta und die Gletscher um den Caré Alto im Adamello-Gebiet zeigen, wie nahe das Hochgebirge doch hier ist - und ließen Erinnerungen an frühere Bergtouren aufkommen. Unten das Castel Toblino am gleichnamigen See, direkt vor der der Erledigung harrenden Klettersteigroute. Auch die große Felswand links davon birgt mit der Führe "Che Guevara" eine klettersteigtechnische Spitzentour.
Der Blick nach Süden zeigt in der Ferne die Türme von Arco und lässt den Gardasee ahnen. Er hat jetzt wieder ein wenig Ruhe.
Eine traumhafte Tour ging mit der Heimfahrt durchs Etschtal (wieder mit Zwischenstopp in der Alten Post) zu Ende. 650 km Kurven, Schotter und wundervolles Wetter haben wieder einmal gezeigt, wie wichtig, diese "kleinen Fluchten" doch sind.
Schön wars. Jetzt habe ich was, um über den Winter zu träumen ...
Maybach